

News erstellt am:
22.09.2020 //
Generalversammlung der Standortförderung 2020
So schlank die Standortförderung auch organisiert ist: die Projekte, die sie anstösst, sind vielfältig und gehen von einer umfassenden Vorstellung von Standortgunst aus, von der «fairen» Milch zum A4-Solar-Kraftwerk, vom Naturnetz zur App. An der Generalversammlung vom letzten Donnerstag wurden laufende und künftige Projekte präsentiert.
– Bericht von Bernhard Schneider, Affolter Anzeiger –
Präsident Marcel J. Strebel begrüsste zur GV in der Sagiweid8910, einem Gewerbeneubau im Westen von Affoltern. Gastgeber Dieter Greber führte aus, das Gebäude sei ursprünglich geplant worden, um es einer Produktionsfirma zu vermieten. Eine Einsprache habe zu Verzögerungen von vier Jahren geführt. Die betreffende Firma habe sich längst woanders niedergelassen: «Dennoch haben wir dieses Haus auch ohne Mieter gebaut, denn für Unternehmen ist es ideal, wenn sie Produktionsräume kurzfristig mieten können», fuhr er fort.
Public Private Partnership
Alle 14 Gemeinden des Bezirks gehören der Standortförderung an, 13 davon waren an dieser 5. Generalversammlung des Vereins Standortförderung vertreten. Sie engagieren sich zusammen mit Unternehmen, Vereinen, Verbänden und motivierten Privaten für die Standortgunst der Region Knonauer Amt. Standortförderer Johannes Bartels erörterte anhand der «grossen Linien» des Massnahmenkatalogs, wie breit seine Anstrengungen abgestützt sind, um mit den richtigen Anstössen möglichst viele Aktivitäten innerhalb einer klar definierten Strategie ins Rollen zu bringen. Die Standortförderung sei bei gesellschaftlichen und kulturellen Anliegen kooperativ und unterstützend tätig. Die regionale Gesundheitsversorgung ist ebenso ein Anliegen wie der direkte Absatz landwirtschaftlicher Produkte. Die von der Standortförderung initiierte und getragene Energieregion Knonauer Amt bietet Privaten und Unternehmen Energieberatung an, pflegt den Austausch zwischen Gemeinden und weiteren Akteuren im Energiebereich, plant die grösste Autobahnüberdachung der Schweiz zur Produktion von Solarstrom.
Natur, Kultur und Digitalisierung
Während die Energieregion soeben ihr 10-jähriges Bestehen feiern könnte, vernetzt die neu gebildete Projektgruppe sind: die Bauern, die Gemeinden und ihre Werkhöfe, die Jäger und Fischer, die Naturschutzorganisationen. «Mit Blick in die Zukunft müssen wir unsere Region digital erschliessen», hielt Johannes Bartels fest, er plane, «s ganze Säuliamt im Hosesack» zugänglich zu machen. Dazu befindet sich die App Knonauer Amt in Entwicklung. Sie digitalisiert die bisherige Sport- und Freizeitkarte, soll Ziele, Touren und Routen für Freizeit, Sport und Tourismus anbieten. Das darauf abgestimmte Projekt «QR-Code» sieht vor, dass an besonderen Orten im Knonauer Amt Informationen über Kultur, Geschichte, Sport und Tourismus abgerufen werden können. Mit diesen beiden Projekten verknüpft wird unter anderem das Projekt E-Bike-Routen zur Arbeit und in der Freizeit, das ergänzend zu den Arbeiten der Zürcher Planungsgruppe Knonauer Amt, die ein Verkehrskonzept entwickelt, erarbeitet wird.
Ehrgeizige Ziele
Neben all diesen zukunftsgerichteten Projekten wird auch die «konventionelle » Arbeit der Standortförderung digitaler: das Vermitteln von Geschäftsräumlichkeiten zwischen passenden Unternehmen, Gemeinden und Immobilienbesitzern. Dank der Verknüpfung auf dem Plan Arbeitszonenbewirtschaftung, einem Teil der elektronischen Karte des Naturnetz die verschiedenen Interessengruppen, die in diesem Bereich aktiv Kantons Zürich (maps.zh.ch), sind Informationen über konkrete Parzellen für Gewerbebetriebe direkt verlinkt. Raphael Frei, im Vorstand zuständig für das Forum Energie&Umwelt, konkretisierte die ehrgeizigen Ziele im Energiebereich: 2050 sollen 90 % der verbrauchten Energie innerhalb der Region mit nachhaltigen Technologien hergestellt werden. Dabei werde nicht auf die Produktion, Stichwort A4-Kraftwerk, sondern auch auf die Erhöhung der Effizienz gesetzt – etwa mit der Ausdehnung der Energieberatung auf Überbauungen, auch solche mit Stockwerkeigentum. Der Aufbau des Naturnetzes sei von der Coronakrise nur teilweise verzögert worden. Die physischen Treffen, insbesondere der Workshop mit allen beteiligten Interessengruppen, wurden zwar verschoben, dafür wurde die Zeit in den Aufbau des YouTube-Kanals und der Facebook-Seite «Naturnetz Knonauer Amt» investiert.
Breit abgestützter Vorstand
Die von Stefan Gyseler präsentierte Rechnung 2019 zeigt einen Gewinn, der es erlaubt, die Aktivitäten auszubauen, ohne die Mitgliederbeiträge zu erhöhen. Zur Übersicht über die aktuellen Mitglieder nach Kategorie ergänzte Standortförderer Johannes Bartels: «Ausser bei den Gemeinden haben wir überall noch Luft nach oben», insbesondere Unternehmen und Privatpersonen, aber auch Stiftungen, Vereine und Genossenschaften seien als Mitglieder willkommen. Kontinuität gibt es im breit abgestützten Vorstand. Als einziges der zehn Mitglieder ist der Affoltemer Stadtpräsident, Clemens Grötsch, zurückgetreten. Auf ihn folgt Stadträtin Eliane Studer Kilchenmann. Damit sind nicht nur Gemeinden und Privatwirtschaft je hälftig vertreten, auch Männer und Frauen halten sich im Gremium nun die Waage. Mit dem Zitat des humorvollen Dichters und Werbetexters Karl Heinz Karius, «Nichts tarnt sich so geschickt als Schwierigkeit wie eine Chance», leitete Präsident Marcel Strebel über zur Vorstellung eines Neumitglieds der Standortförderung, der Genossenschaft Kiss. Präsidentin Marianne Zimmerli Abrach stellte zusammen mit ihrer Vorstandskollegin Cécile Koller Kiss Knonauer Amt vor: «Wir sind stolz, dass wir für alle 14 Bezirksgemeinden Wertschöpfung erbringen dürfen» Die Genossenschaft geht davon aus, dass die Bevölkerung immer älter wird. Gleichzeitig leben mehr Menschen länger zuhause, benötigen aber teilweise Unterstützung, damit dies so bleiben kann. Bei der «geldfreien» 4. Säule, die Kiss anbietet, erwirbt man durch Leistung für andere ein Guthaben, das man später wieder beziehen kann. So, wie bei der AHV die erste Generation in den Genuss der Leistungen kam, ohne ein eigenes Guthaben erworben zu haben, ist dies auch hier der Fall. Interessant ist, dass es Kiss einfacher fällt, Menschen zu finden, die helfen wollen, als solche, die sich helfen lassen möchten. Die Chance, sich helfen zu lassen, sollte man nicht als Schwierigkeit sehen.